THE ART OF Björn Pflug

Das Thema „Hier und Jetzt“ ist interessant, es kann sehr philosophisch sein. 
Drei kleine Wörter, die vieles beinhalten, was mir persönlich reichlich Stoff zum Nachdenken gibt. Ich neige dazu, sehr metaphorisch und abstrakt zu denken – Fragen über das „wieso“ und “warum“ und eben auch das „Hier und Jetzt“, was für manch andere vielleicht ziemlich langweilig ist.

Die Quintessenz des Themas ist aber eigentlich simple und hat sich in der Entstehung des Beats für mich gut verdeutlicht.

Bei einem Song, ist der Beat genauso wichtig, wie der Rap. Er diktiert den Groove und schafft den Vibe. Ich habe mir, in Anlehnung an Ideen bezüglich des Textes, viele Gedanken gemacht in welche Richtung mein Werk gehen könnte. Da „Hier und Jetzt“ im Grunde vieles bedeuten kann, hatte ich viele verschiedene Ansätze. Deshalb habe ich mir Rat bei meinem Kumpel und Musikerkollegen Henry gesucht. Er greift mir regelmäßig bei der Produktion unter die Arme.

Ich habe versucht mich festzulegen und war am Ende viel zu verkopft. Nach ein paar Stunden haben wir den „Reset-Knopf“ gedrückt und entschieden: „Ok, anscheinend heute nicht“. In den kommenden Tagen habe ich mich dann einmal hingesetzt, ein paar Drums zurechtgeschoben, meine Gitarre genommen und drauflos gespielt. Ohne darüber nachzudenken, was ich spiele, worüber ich rappen will oder wie der Song am Ende aussehen soll. So war ich tatsächlich im „Hier und Jetzt“, gedankenlos, frei, aber dennoch aktiv und wirkend. Dann ging’s schnell, bis ich etwas hatte, womit ich zufrieden war und worauf man aufbauen kann. Das jetzige Ergebnis ist noch nicht fertig, aber ich bin zufrieden mit dem ersten Anfang. 

Was ist die Moral von der Geschicht: Nicht zu viel Denken, mehr machen. Mehr im „Hier und Jetzt“ sein. Im Moment leben, sich dem Moment aber auch bewusst sein. Da kommt auch der freie Wille ins Spiel: Selbstentfaltung. Mir kommen da auch Redewendungen wie „Carpe Diem“ oder „Memento mori“ in den Kopf.

Um mich auch sprachlich dem Thema zu nähern, ist mir eine etwas abgeänderten Form eines Akrostichons in den Sinn gekommen. Ich habe die Anfangsbuchstaben von „Hier“ und „Jetzt“ genommen, untereinandergeschrieben und daneben das erste Wort, welches mir in den Kopf gekommen ist, hinzugefügt. Ziel war es Schlagwörter zu finden, an denen ich mich weiter orientieren werde. Ich hätte Lust, jedes dieser Worte mit dem Motto in direkten Bezug zu setzen und zu interpretieren.

Fazit: Ich bin manchmal viel zu verkopft. Als das Projekt angefangen hat, habe ich mir eintausend Gedanken gemacht, wie ich an die Sache herangehe, wie ich am meisten heraushole bzw. am besten einen qualitativen Beitrag leisten kann. Ich dachte ich müsste fett was liefern und hab mir selbst Druck gemacht. Bei diesem Thema der völlig falsche Ansatz! Zumindest für mich. Ich bleibe im „Hier und Jetzt“, nutze den Moment wie er sich ergibt, mache das Beste daraus und wenn es sich gut anfühlt, dann wird es richtig sein. Was am Ende dabei herauskommt, steht (noch) in den Sternen. 

Ich bin neugierig, was die anderen so für Gedanken und Ansätze haben. Phase Zwei wird sicherlich noch einmal einiges verändern!

Die erste Phase brachte sehr interessante Ergebnisse und Gedankengänge hervor und es war eine spannende Auseinandersetzung mit den ersten Impulsen und Kreationen der anderen Teilnehmenden.

Bei mir als Musiker/Rapper, war eine sprachliche Annäherung mein erster Anhaltspunkt. Mir hat allerdings ein gewisser Rahmen gefehlt. Die Idee von Martin Bolik hat mir sehr gut gefallen, mit dem “Paradies im Hier & Jetzt“, verbunden mit Geräuschen und Geschichten. Es half mir dabei eine Vision zu festigen, wie das fertige Produkt am Ende aussehen könnte.
Nach einer ersten Kontaktaufnahme, habe ich Martin besucht. Wir haben uns ausgetauscht und besprochen in welchem Format man miteinander kooperieren könnte.

In Anlehnung daran ist das „Hier & Jetzt“ für mich auch etwas Alltäglich bzw. Allgegenwärtiges, die ständige Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt. In den meisten Fällen kommt das Paradies nicht einfach zu einem geflogen, man muss es sich erarbeiten. Darauf spielt auch die Hook an. Wir sind acht kreative Köpfe, jeder geht einer Leidenschaft nach und haben diese zum Beruf gemacht. Somit haben wir alle irgendwo unser Paradies in das „Hier & Jetzt“ geholt. Wenn ich mit meiner Gitarre in der Sonne sitze, vor mich hin musiziere und am Texten bin oder einen fertigen Song bei dem ich mir denke: “Ja, das ist geil!“, ist das schon ein paradiesischer Moment. Und ich denke, bei den anderen ist es ähnlich. Zumindest hatte ich den Eindruck, als ich Martin in seinem magischen Hörspielhaus oder Jessica in ihrem schönen Blumenladen besuchen durfte. 

Ich hatte mir vorgenommen, mich mit jedem mal zu einem persönlichen Austausch zu treffen. Dabei ging es mir nicht immer unbedingt um eine direkte Kooperation, sondern eher darum, in die unterschiedlichen Welten einzutauchen sowie Gedanken und Ideen bezüglich der Thematik zu teilen. Ich habe schon den einen oder anderen zu einem anregenden und wirklich netten Austausch besuchen dürfen. Ich gehe gerne in den direkten Kontakt, höre mir Geschichten von anderen Menschen an. Ich denke, dass Jeder von jedem Kreativen irgendetwas lernen kann und zwischenmenschlicher Austausch ist ein wichtiger Bestandteil des individuellen Wachstumsprozesses.

So habe ich den Song folgendermaßen strukturiert: Im ersten Part des Songs beschäftige ich mich noch ein bisschen mit mir selbst, meinen Gedanken und Schlagworten. Im zweiten Part widme ich mich dann dem “Paradies im Hier & Jetzt“. Dabei gehe ich auf die kreativen Bereiche der anderen Teilnehmenden ein. Die Idee war, diese lyrisch im Text zu verarbeiten und dabei passende Akzente in Form von Martins Geräuschen mit einzubauen. Nach dem zweiten kommt noch ein kleiner dritter Part als Bridge, in der ich mich noch einmal allgemeiner auf mein persönliches „Hier & Jetzt“ beziehe, um einen schönen runden Abschluss zu finden. An den letzten Zeilen feile ich noch. Darüber hinaus, hatte ich mir in Anbetracht eines Musikvideos überlegt, im zweiten Part jeweils einen kleinen Ausschnitt der Anderen in ihrem natürlichen Element reinzuschneidend, um neben der auditiven, auch eine visuelle Komponente zu bieten.

Das momentane Recording ist noch eine Demoversion, liefert aber schon mal ein Grundgerüst, an dem man sich weiter orientieren kann. Es kann sich immer noch was ändern, so habe ich mich auch erst relativ spät mit Tom Bennecke treffen können, aber vielleicht kommt auch von der Seite noch die ein oder andere Note dazu. 

 

Nach der zweiten Phase hatte ich schon eine gute Vorstellung davon, wie das fertige Produkt aussehen könnte. Mein Produzent Henry hat den Beat und die Hook noch ein bisschen aufgepeppt und für den Videodreh habe ich meinen Kumpel Lauritz engagiert. Ich denke, dass meine anfängliche Idee ganz gut war, allerdings musste ich bei der weiteren Arbeit innerhalb des Projekts auch ein paar Abstriche machen. Im „Hier & Jetzt“ ist oft Improvisation gefragt und manche Ideen können sich als schwer umsetzbar herausstellen. So hat es sich leider nicht ergeben, von jedem Videomaterial einzuholen und in das Video zu schneiden. Auch eine Verbindung der visuellen und auditiven Komponente war ein schöner Gedanke in meiner Idee, aber in der Realisation haben sie nicht so perfekt ineinandergegriffen.

Es war mir wichtig, neben der sprachlichen, zumindest eine weitere Form der Repräsentation einzubeziehen und diese im zweiten Teil des Songs zu verarbeiten, was sich schließlich auf die visuelle Komponente fokussierte. Im Großen und Ganzen war es mir doch auch wichtig, bei meinem „Hier & Jetzt“ zu bleiben, und als Musiker konzentriere ich mich auf das Hörvergnügen und darauf, dass am Ende ein runder Song entsteht. Dabei ist manchmal weniger mehr.

Ich danke Martin trotzdem für den sehr netten und zuvorkommenden Austausch sowie die Zusammenarbeit. Es war auch wirklich cool, dass ich mit einen von Martin’s Mikrofonen ein bisschen auf Geräuschejagd gehen durfte! Generell wurde ich von jedem den ich besuchen durfte sehr herzlich empfangen und ich bedanke mich für jeden Austausch und jede Inspiration, die ich aus den Gesprächen, ob in persona oder wie mit Valeska über Zoom, mitgenommen habe.

Ich habe viel darüber nachgedacht, was das “Hier & Jetzt“ für mich bedeutet, und ich denke, es ist mehr ein Zustand als alles andere. Jeder hat seine Ziele, Träume, Wünsche und Hoffnungen. Etwas, wonach man strebt. Dabei ist das “Hier & Jetzt“ genauso die Erfüllung der Träume, wie auch das Scheitern beim Erreichen der Ziele. Der Wunsch nach Besserung und die schwindende Hoffnung, wenn sie unerreichbar scheint. Das Leben besteht aus einer Aneinanderreihung von Momenten und es sind diese, die wirklich prägend sind. Diese flüchtigen Momente vergehen oft genauso schnell, wie sie kommen und manchmal verpasst man die Chance zuzugreifen. Schafft man es jedoch, sich dem Moment bewusst zu sein, ohne Gedanken an das Gestern oder Morgen, ihn zu ergreifen, positiv zu nutzen und damit seinem Paradies ein Stück näher zu kommen, ist man im Zustand des „Hier & Jetzt“ und hat damit die vollkommene Freiheit erreicht. Das ist in unserer heutigen Zeit weiß Gott nicht einfach. Deshalb stehe ich selbst jeden Tag vor dem Spiegel und sage mir: Bleib stark, keiner hat gesagt, es wird leicht!

Abschließend betrachtet war das ein echt cooles Projekt! Ich habe den Austausch mit den anderen sehr genossen, und auch selbst viel Spaß bei der Ausarbeitung gehabt. Besonderer Dank geht dabei an Henry für die Production, an Lauritz für das Video und an Svanja für allgemeine awesomeness! Props auch nochmal an die Veranstalter und vielen Dank, dass ich dabei sein durfte!